Weskamp: Nachhaltig investieren heißt Zukunft gestalten

Sparkassen-Tourismusbarometer für Sachsen-Anhalt: Nachfrage zieht an, Freizeitwirtschaft erholt sich

Der Übernachtungstourismus in Sachsen-Anhalt zieht bei schwacher Nachfrage aus dem Inland an. Die Zahl der Übernachtungen in gewerblichen Betrieben nähert sich dem Niveau des Rekordjahres 2019. Das geht aus dem Sparkassen-Tourismusbarometer 2024 des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) hervor, dessen Ergebnisse für Sachsen-Anhalt der OSV am Mittwoch in der Solestadt Bad Dürrenberg vorgestellt hat.

Im ersten Halbjahr 2024 steigt die Zahl der Übernachtungen in gewerblichen Betrieben gegenüber dem Vergleichszeitraum 2023 um 2,4 Prozent auf 3,87 Millionen stärker als im ostdeutschen Vergleich (+ 2,2 Prozent) und sogar mehr als deutschlandweit (+ 2,1 Prozent).

Die ostdeutschen Touristiker sind 2024 zuversichtlich. Das ergab eine Stimmungsumfrage im Sommer 2024 unter den Tourismusmanagern in Ostdeutschland für das Sparkassen-Tourismusbarometer. Fast alle Befragten erwarten eine steigende oder gleichbleibende Buchungslage. Das Reisen bleibt beim Konsum besonders wichtig.

Die Stimmung im Gastgewerbe im Frühjahr und Sommer 2024 ist hingegen eingetrübt. Bei der Zukunftsplanung und damit einhergehenden Investitionen der Unternehmen in Tourismus- und Freizeitwirtschaft ist unzureichendes Eigenkapital weniger ein Investitionshemmnis als Herausforderungen, wie steigende Kosten, übermäßige Bürokratie oder der unsichere politische Rahmen. Ein Treiber auf dem Weg in die Zukunft ist die Nachhaltigkeit. Investitionen in die nachhaltige Transformation sind der Schlüssel für die nächsten zehn Jahre.

„Für die Unternehmen der Tourismus- und Freizeitwirtschaft lohnt es, auch angesichts unsicherer Rahmenbedingungen am Markt, sich auf das zu konzentrieren, was sie gestalten können. Wir müssen Tourismus anders denken. Nachhaltige Transformation ist kein Trend, sondern die Zukunft, in die es zu investieren lohnt.“, betonte der Geschäftsführende Präsident des OSV, Ludger Weskamp

Gute Zwischenbilanz in den Regionen
Die Reisegebiete Sachsen-Anhalts melden überwiegend steigende Übernachtungszahlen, wenn auch unterschiedlich ausgeprägt. Im ersten Halbjahr 2024 verzeichneten Altmark (6,1 Prozent), Anhalt-Wittenberg  (5,2 Prozent), Magdeburg, Elbe-Börde-Heide (4,2 Prozent) und Halle-Saale-Unstrut (0,7 Prozent) mehr Übernachtungen als im Vorjahreszeitraum, in Harz und Harzvorland blieb die Nachfrage auf hohem Niveau stabil.

Freizeitwirtschaft erholt sich
Die Zahl der Besucher in Kultur- und Freizeiteinrichtungen Sachsen-Anhalts verzeichnete von Januar bis Juni 2024 ein Plus von 11 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2023. Besonders beliebt waren Burgen und Schlösser mit einem Besucherplus gegenüber dem 1. Halbjahr 2023 von 4 Prozent. Zoos und Tierparks dagegen zählten in diesem Zeitraum 4 Prozent weniger Besucher. Das Europa-Rosarium in Sangerhausen belegte Platz 13 unter den 100 Top-Sehenswürdigkeiten Deutschlands.

Gastgewerbe gewinnt Handlungsspielraum
Das Gastgewerbe in Sachsen-Anhalt verzeichnet rückläufige Gewinnmargen von 5,9 Prozent im Bilanzjahr 2022 gegenüber 2021, zum Vergleich minus 5,2 Prozent in Ostdeutschland, minus 3,8 Prozent in Deutschland. Gleichzeitig stieg die Eigenkapitalquote der Betriebe in Sachsen-Anhalt um 10,9 Prozent, zum Vergleich plus 4,1 Prozent in Ostdeutschland, plus
0,2 Prozent in Deutschland.

Ein durchschnittliches Unternehmen im ostdeutschen Gastgewerbe mit 250.000 bis 500.000 Euro Jahresumsatz plant in den nächsten drei Jahren rund 55.000 Euro jährlich zu investieren. Das geht aus einer exklusiven Betriebsbefragung für das Sparkassen-Tourismusbarometer 2024 hervor. Die drei Haupt-Investitionsmotive in Sachsen-Anhalt sind die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit, die Gästezufriedenheit und die Erschließung neuer Zielgruppen.

Zufriedenere Gäste
Die Zufriedenheit der Gäste mit der Qualität ihrer Übernachtungsquartiere in Sachsen-Anhalt ist 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 Punkte auf den Wert von 85,8 Punkten beim Trust Score gestiegen. Er liegt nach wie vor unter dem deutschlandweiten Trust Score (86,8 Punkte).
Die Gästezufriedenheit stieg 2024 gegenüber 2023 in Magdeburg, Elbe-Börde-Heide um 0,7 Punkte auf 85,2 Punkte, in der Altmark um 0,4 Punkte auf 87,2, im Harz und Harzvorland um 0,3 Punkte auf 86,4 Punkte. In Anhalt-Wittenberg sank sie um 0,3 Punkte auf 85,5 Punkte und in Halle, Saale-Unstrut ging sie um 0,5 Punkte zurück auf 84,4 Punkte.

Hohe Zufriedenheit erkennt der Trust Score beim Service (91,7 Punkte), der Location (91,6 Punkte) und dem Hotel (88,6 Punkte). Schwachstellen bleiben das gefühlte Preis-Leistungs-Verhältnis (76,4 Punkte), die Zimmer (75,2 Punkte), und der Internetzugang (45,5 Punkte).

Der Trust Score fasst Gästebewertungen auf rund 250 Onlineplattformen für Unterkunftsbetriebe zu einem Gesamtwert der Gästezufriedenheit zusammen, maximal 100 Punkte können erreicht werden.

Nachhaltigkeit wird Qualitätsmerkmal
56% der Deutschen sehen Nachhaltigkeit als Qualitätsmerkmal. Das ergab eine repräsentative Online-Panel-Umfrage in Deutschland 2024 des Deutschen Tourismusverbandes.

In den Unternehmen ist das Bewusstsein darüber vorhanden, aber es gibt noch zu wenig konkretes Handeln. Das zeigt eine Online-Betriebsbefragung in Ostdeutschland für das Tourismusbarometer. Denn 65,7 Prozent der Unternehmer denken, dass ökologische und soziale Maßnahmen die Qualität des eigenen Angebotes sichern. 43,7 Prozent stehen noch am Anfang in Sachen ökologischer Nachhaltigkeit, 29,1 Prozent am Anfang in Sachen sozialer Nachhaltigkeit.

Nachhaltigkeit ist kein Alleinstellungsmerkmal einzelner Betriebe mehr, sondern wird zunehmend zum Selbstverständnis. Nachhaltige Unternehmensführung ist ein dauerhafter Prozess, der auf einer klaren Haltung, langfristigen Ideen und Investitionen aufbaut. Die Unternehmen werden mit Kosteneinsparungen, Effizienzsteigerungen, Mitarbeiterbindung und Zielgruppenerweiterung belohnt.