Verleihung Romanikpreis 2023 und „Straße der Romanik“ – Sonderpreis 2024 des Ministeriums für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt
Domschatzverwaltung Quedlinburg erhält Goldmedaille
Der Tourismusverband Sachsen-Anhalt e. V. (LTV) verlieh am 4. Mai 2024 den Romanikpreis für herausragende Leistungen zur Erhöhung der Bekanntheit der „Straße der Romanik“ in Sachsen-Anhalt – in diesem Jahr bereits zum 29. Mal – einen seit 1995 vom FDP Landesverband Sachsen-Anhalt gestifteten Preis.
Die „Straße der Romanik“ lebt vom ehrenamtlichen Engagement. Der Romanikpreis würdigt das Engagement und die Hingabe derjenigen, die sich für den Erhalt des kulturellen Erbes einsetzen und somit zur Steigerung der Bekanntheit der Tourismusroute beitragen. Ihre Leidenschaft und ihr Einsatz tragen maßgeblich dazu bei, dass die historischen Stätten und kulturellen Schätze entlang der Route für Besucherinnen und Besucher erlebbar bleiben.
Die Jury hatte aus zahlreichen Einsendungen die Preisträger auszuwählen.
Den Romanikpreis 2023 in Gold erhält die Domschatzverwaltung Quedlinburg für ihr Domschatzprojekt „Schüler lehren Schüler“.
Seit Anfang 2021 hat die Domschatzverwaltung Quedlinburg mit großer Freude und starkem Enthusiasmus in den letzten Jahren ein Schülerprojekt zwischen dem Domschatz Quedlinburg und dem GutsMuths-Gymnasium Quedlinburg ins Leben gerufen.
„Hier arbeiten wir mit Schülerinnen und Schülern der zehnten bis zwölften Klassen des Gymnasiums dauerhaft zusammen, um jedes Jahr Projektwochen für sechste Klassen durchzuführen. Im Laufe der Zeit wuchs das Projekt von vier Teilnehmern auf nunmehr siebzehn junge Menschen, die sich für die Stiftskirche und den Domschatz soweit interessieren, dass sie die Inhalte aus Geschichte, Religion, Kunst und Denkmalschutz an die jüngeren Kinder vermitteln wollen und auch sonst sich mit den Inhalten rings um unser Weltkulturerbe auseinandersetzen.
Ein starker Zusammenhalt mit viel Engagement hat sich ergeben – etwas, das man gerade mit Blick auf die Schwierigkeiten der vergangenen Pandemiezeit gar nicht genug herausstellen kann. Wir möchten uns mit Empfehlung des Museumsvereins Klosterkirche auf dem Münzenberge e. V. mit diesem Projekt bewerben um den Romanikpreis 2023 oder gar den Sonderpreis 2024“, so ein Auszug aus dem Bewerbungsschreiben.
Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten, unterstützt durch die Domschatzleitung und das Gymnasium, Referate, Methoden und Arbeitsblätter. Die jeweilige Projektwoche beinhaltet Stationsarbeit und zusätzlich Workshops im Rahmen von Kunst und Kultur des Mittelalters (Wandmalerei/Graffiti, Mittelalterliche Musik, Mittelalterlicher Tanz und Fechten).
Im Vordergrund steht die Bildungsarbeit an den Kindern und Jugendlichen und damit die Sensibilisierung dieser Generation für die Themen des christlichen Glaubens, des kulturellen Erbes und der Denkmalpflege.
Die Kirchengemeinde und der Kirchenkreis der Kirche St. Peter und Paul in Seehausen (Börde) können sich über eine Silbermedaille freuen.
Die Kirche St. Peter und Paul ist von Beginn an Teil der „Straße der Romanik“ in Sachsen-Anhalt. Seit 2006 ist sie, beschlossen durch den Europarat, Teil der internationalen „Kulturroute des Europarats“, der TRANSROMANICA.
Diese romanische Kirche auf der Nordroute der „Straße der Romanik“ leidet in besonderer Weise unter Klimafolgeschäden. Seit den Dürrejahren ab 2017 verschlechterte sich der bauliche Zustand rapide – die Kirche ist in ihrer Standsicherheit gefährdet.
„Die Kirche St. Peter und Paul ist das älteste Bauwerk der Stadt Seehausen und die älteste Dorfkirche im Bördekreis. Sie steht stellvertretend für eine Vielzahl von Kirchenbauten, deren Baugrund in den letzten Jahren Klimaschäden erfuhr. Diesen Bedrohungen unseres baulichen Erbes gilt es entgegen zu wirken. Hierfür muss ein Bewusstsein in der interessierten Öffentlichkeit geschaffen werden. Gemeinde, Kirchenkreis und Kommune bemühen sich seit Jahren intensiv um Mittel zur Sanierung des Bauwerks. Inzwischen unterstützen neben dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie und dem Institut für Diagnostik und Konservierung Sachsen-Anhalt auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und die Staatskanzlei und Ministerium für Kultur die beginnende Sanierung im Jahr 2024. Weitere Schritte in den kommenden Jahren müssen folgen.
Ziel ist es, diese Kirche für nächste Generationen zu erhalten und eine denkmalgerechte Sanierung der vorhandenen Substanz zeitnah durchzuführen.
Für ihr herausragendes Engagement zu diesem Ziel sollten Kirchengemeinde und Kirchenkreis eine Auszeichnung erfahren.“ (Auszug aus dem eingereichten Vorschlag)
Aufgrund der Menge an hervorragenden und auszeichnungswürdigen Vorschlägen hat sich die Jury in diesem Jahr für die Vergabe einer zweiten Medaille ausgesprochen. Über den Romanikpreis 2023 in Silber kann sich somit auch Karl-Heinz Kürbis, Team Offene Kirche und Kirchenführer aus Hecklingen, freuen.
Karl-Heinz Kürbis ist einer von mehreren Kirchenführern in Hecklingen im Team Offene Kirche. Neben gerade in der letzten Zeit verstärkt stattfindenden Führungen werden in diesem Gotteshaus immer wieder Konzerte veranstaltet. Knapp 1000 Besucher empfängt die Kirche jährlich. Die Besuchszahlen werden akribisch an den Tourismusverband gemeldet.
Mit der neuen Romanikwerkstatt und thematischen Kirchenführungen trägt das Team um Herrn Kürbis zur Verbesserung der touristischen Erschließung des Ensembles Basilika Hecklingen und zur Gewinnung junger Menschen als Besucher der „Straße der Romanik“ bei.
Dies ist ein Ziel, das auch der Tourismusverband als Koordinierungsstelle „Straße der Romanik“ verfolgt – junge Menschen für die „Straße der Romanik“ und die Geschichte rund um die Zeit der Romanik zu begeistern.
Ganz besonders und eine spezielle Herausforderung sind die Nachtführungen in der Basilika, die durch ehrenamtliche Akteure und in enger Zusammenarbeit mit dem Salzlandtheater Staßfurt durchgeführt werden. Dabei kommt es darauf an, die Schönheit der Kirche zur Geltung zu bringen und mit interessanten Geschichten die Historie zu beleben.
Der LTV hat Karl-Heinz Kürbis als sehr engagierten Menschen kennengelernt, der ehrenamtlich dazu beiträgt, die „Straße der Romanik“ mit neuen Ideen zu beleben. Die Förderung des Ehrenamtes hat sich der Tourismusverband verstärkt auf die Fahnen geschrieben – knapp die Hälfte der romanischen Bauwerke werden ehrenamtlich betreut.
„Herr Kürbis ist für uns ein zuverlässiger Ansprechpartner. Gerade in der letzten Zeit standen wir, auch wegen der Neuauflage der Gästezeitung „Faszination Romanik“, in stetigem Kontakt“, so Ilka Keffel vom LTV.
Zum 17. Mal wird der „Straße der Romanik“-Sonderpreis des Ministeriums für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten, der kommunales Engagement zur touristischen Aufwertung der „Straße der Romanik“ honoriert, im Zuge der Romanikpreisverleihung vergeben.
Ausgezeichnet wird am 4. Mai das Projekt „Historisches Spiel „Megedeborch“ in den Jahren 2022 und 2023 mit der Entwicklung der Stadt und Region von 912 bis 1140“ mit diesem Sonderpreis 2024.
Das historische Spiel in der „Megedeborch“ ist ein zusätzliches pädagogisches Angebot im Kulturhistorischen Museum Magdeburg, das das Leben und Entwicklungen des Mittelalters spielerisch erleb- und erfahrbar macht. Als außerschulischer Lernort mit Bezug zur Stadt- und Regionalgeschichte erreicht es jedes Jahr über 1000 Kinder und zusätzlich etwa 2000 Besucherinnen und Besucher. Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt zwischen Jobcenter, AQB Magdeburg und dem Museum.
Das historische Spiel bietet Schulklassen die Möglichkeit, einen Tag in die Gewohnheiten, Ereignisse und Lebensstrukturen des Mittelalters einzutauchen. Damit werden historisches und regionales Wissen vermittelt, aber auch gesellschaftliche Zusammenhänge dargestellt, womit die Perspektive auf aktuelle Entwicklungen erweitert wird. Über 3000 Personen werden so direkt mit diesem zusätzlichen Angebot erreicht, das auch in der Öffentlichkeit sehr bekannt ist.
Neben der Verleihung des Romanikpreises und des Sonderpreises des Wirtschaftsministeriums wurde im Rahmen der Festveranstaltung zum dritten Mal der internationale TRANSROMANICA-Preis durch den TRANSROMANICA e. V. vergeben.