Gastgewerbe fehlt das Personal

Arbeitsmarkt

Dem deutschen Gastgewerbe fehlen auch Monate nach den pandemiebedingten Lockdowns in der Coronakrise zahlreiche Arbeitskräfte. Das geht aus Zahlen der Bundesagentur für Arbeit hervor.

So drastisch wie bei der Leipziger Szene-Bar Kowalski kam es selten: Das Café musste vor ein paar Tagen für immer schließen, weil es keine Leute mehr für den Service bekam. Doch auch wenn es nicht überall gleich zur Schließung kommt: Tausende Dienstleister zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen plagt das gleiche Personalproblem. Weniger Öffnungszeiten, mehr Ruhetage und ausgedünnte Speisekarten sind die Folge. In der Pandemie verloren gegangenes Personal kommt nur schleppend in die Branche zurück, wo in einigen Bereichen oft lang gearbeitet werden muss, aber schon fast traditionell nicht gerade üppig bezahlt wird.

Susanne Droux vom bayerischen Landesverband des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) kennt das Phänomen. In Bayern seien zwölf Prozent der Festangestellten in der Gastronomie während der Pandemie von der Fahne gegangen, sagt sie. Bei den Minijobbern liege der Anteil derer, die die Branche verließen, sogar bei über 50 Prozent. „Die Leute sind dorthin gegangen, wo sie gebraucht wurden – zum Beispiel in die Gesundheitsämter oder Corona-Testzentren.“ Hinzukämen weitere Verwerfungen: Studenten stünden etwa kaum noch zur Verfügung, weil sie häufig mangels Präsenzveranstaltungen an den Hochschulen nicht mehr an ihren Studienorten lebten, sondern wieder bei ihren Eltern.

Zahlen der Bundesagentur für Arbeit
Die Bundesagentur für Arbeit drückt das Problem in Zahlen aus. Demnach hat sich die Zahl der zu besetzenden Stellen in der Gastronomie seit April praktisch verdoppelt. Im August hätten Gastwirte deutschlandweit 20.686 offene Stellen gemeldet, Hoteliers weitere 7.678 offene Stellen. Im April hatte die Zahl in der Gastronomie noch bei 10.977 und bei 4.138 in den Hotels gelegen.

Gleichzeitig sei die Zahl der Arbeitslosen in der Branche deutlich gesunken – binnen eines Jahres von 72.397 im August 2020 auf 54.658 im August 2021 in der Gastronomie. Bei den Hotels verringerte sich die Zahl im selben Zeitraum von 35.258 auf 28.545. Besonders drastisch ist die Situation auf dem Ausbildungsmarkt: Knapp 17.000 betrieblichen Ausbildungsplätzen in Hotellerie und Gastronomie stehen 5.409 Bewerber (Vorjahr: 7.276) gegenüber.

Möglichkeiten, um Personal zu halten
„Wer seine Leute gut behandelt, der kann sie auch halten“, sagt Susanne Droux vom Dehoga in Bayern. Zahlreiche Wirte hätten mit Prämien und Sonderzahlungen ihr Personal während der Krise bei der Stange gehalten – und damit Erfolg gehabt. Inzwischen werde auch an den Arbeitsbedingungen gedreht – zwei Ruhetage in der Woche, wo es vorher gar keinen gegeben habe, seien keine Seltenheit mehr, sagt Droux. Diese Planbarkeit der Freizeit komme bei den Belegschaften sehr gut an. Zahlreiche Mitarbeiter, die sich vorübergehend abgewendet hätten – kämen zurück. Nicht zuletzt auch wegen der Aussicht auf Trinkgelder.

Den Umsätzen tue das nicht einmal großen Abbruch. „Wir arbeiten in einer unendlichen Wachstumsbranche“, sagt sie. Der Drang zum Ausgehen, zum Treffen anderer Menschen in ungezwungener Umgebung sei so groß wie nie. Die Lokale seien an den Tagen, an denen sie geöffnet seien, umso besser besucht. In den Bars in Berlin etwa ist schon von einem Revival der wilden 20er Jahre die Rede.