Coronapandemie: Mittelstand nutzt Digitalisierungsschub nicht

Durch die Coronapandemie hat die Digitalisierung in deutschen Unternehmen einen Schub erlebt. Der Mittelstand zeigt laut einer Bitkom-Studie beim Digital Office allerdings noch Nachholbedarf. So sieht sich gemäß einer Pressemitteilung vom 3. September die Hälfte (51 Prozent) der mittelständischen Unternehmen zwischen 100 und 499 Beschäftigten als Nachzügler, wenn es um die Digitalisierung der Geschäfts- und Verwaltungsprozesse geht. Ebenso viele (51 Prozent) sind es bei kleinen Unternehmen zwischen 20 und 99 Beschäftigten. Bei großen Unternehmen ab 500 Beschäftigten schätzt sich hingegen nur ein Drittel (32 Prozent) als Nachzügler ein. Das zeigen die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage unter 502 Unternehmen in Deutschland, die vom Digitalverband Bitkom in Auftrag gegeben wurde.

 „Das digitale Büro sorgte insbesondere in den vergangenen Monaten für bessere Arbeitsfähigkeit und Zusammenarbeit in der hybriden Arbeitswelt. Aber wir sehen im Mittelstand, dass es bei der Digitalisierung von Geschäftsprozessen konkrete Rückstände gibt. Das liegt vor allem an strukturellen Digitalisierungsdefiziten, die im Mittelstand schon seit längerer Zeit bestehen“, sagt Nils Britze, Bereichsleiter Digitale Geschäftsprozesse beim Bitkom.

Investitionsbereitschaft sinkt unter Vor-Corona-Niveau

So ist die Investitionsbereitschaft der Bitkom-Studie zufolge im Mittelstand eher gering: Nur 39 Prozent der Unternehmen mit 100 bis 499 Beschäftigten geben an, 2020 in die Digitalisierung ihrer Geschäfts- und Verwaltungsprozesse investiert zu haben. Ebenso viele (39 Prozent) investieren demnach im laufenden Jahr. Die Investitionsbereitschaft in die Digitalisierungskompetenzen der Belegschaft sei sogar auf ein Vor-Corona-Niveau gesunken, so der Berliner Digitalverband: Wie bereits 2018 geben in der Umfrage 60 Prozent an, gezielt in die Fort- und Weiterbildung der Mitarbeitenden für die digitale Arbeitswelt zu investieren. 2020, in der Anfangsphase der Pandemie, taten dies noch knapp drei Viertel (72 Prozent).

Parallel nahm auch das Qualifikationslevel in den Unternehmen ab: Im Jahr 2020 gaben noch drei Viertel (75 Prozent) der mittelständischen Unternehmen an, über die erforderlichen Mitarbeitenden zu verfügen, um die Digitalisierung voranzutreiben. Jetzt sagen das nur noch sechs von zehn (60 Prozent) – und damit sogar etwas weniger als 2018, als es 62 Prozent waren.

Die größten Hürden bei der Digitalisierung des Büros sieht der Mittelstand im hohen Investitionsbedarf sowie im Zeitmangel für Digitalisierungsprojekte (jeweils 70 Prozent). 67 Prozent fehlen ausreichend Standards.

„Besonders im Mittelstand sollten digitale Geschäftsprozesse als Chance gesehen werden, um knappe Ressourcen effizient zu nutzen und Leistung nachhaltig zu steigern,“ so Britze.

Auch die Anforderungen an die IT-Sicherheit (60 Prozent) sowie die Angst vor Datenverlust (59 Prozent) spielen bei mittelständischen Unternehmen eine große Rolle.